Ausrottung und Rückkehr

Ausrottung …

 

 

Das Verschwinden des Luchses in Deutschland (und Europa) ist eine Geschichte der direkten Verfolgung und letztendlichen Ausrottung durch den Menschen. Der Luchs galt als Konkurrent um das jagdbare Wild und als Gefahr für unbeaufsichtigt im Wald weidende Nutztiere. Er wurde daher in Fallen und Tellereisen gefangen, vergiftet oder erschossen.
     

Quelle: Staatsbibliothek Bamberg
(Oec.q.24
)
  Die Ausrottung des Luchses erfolgte, wie auch bei Wolf und Bär, in zwei Etappen. Zunächst drängte man die großen Beutegreifer in für Menschen unzugängliche Bereiche zurück. Dann, als auch diese Gebiete mehr und mehr durch uns Menschen genutzt wurden (zum Beispiel durch Kleinviehhaltung von Schafen und Ziegen in Waldweide, Rinderhaltung auf Schachten und Almen), erfolgte eine gezielte Nachstellung, um Übergriffe auf Nutztiere zu verhindern.
     
Dabei spielte auch eine große Rolle, dass die natürlichen Beutetiere des Luchses wie Reh und Rotwild stark dezimiert waren, das Rotwild im Bayerischen Wald sogar ausgerottet. Der Mangel an wilden Beutetieren zwang den Luchs zu vermehrten Übergriffen auf die Nutztiere der Menschen. Als der Luchs auf Nutztiere auswich, besiegelte das seine Ausrottung.  

Um 1800 war der Luchs bereits aus den Tieflagen verschwunden; bis Ende des 19. Jahrhunderts auch in den abgelegeneren Gebirgsregionen: 1833 im Fichtelgebirge, 1846 im Bayerischen Wald und 1897 im Alpenraum.

… und Rückkehr

   
In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es vereinzelt wieder Luchshinweise im Böhmerwald. Auch in Bayern werden Beobachtungen gemacht (1954 und 1968 im Bayerischen Wald, 1962 im Fichtelgebirge). Da diese Einzelhinweise zeitlich vor den Wiederansiedlungen liegen, bieten sich zwei Möglichkeiten als Erklärung an: (1) der Luchs war nie gänzlich aus den großen, grenznahen Wäldern verschwunden; (2) Luchse wanderten sporadisch aus den Karpaten zu.

  1970 bis 1974 werden im Gebiet des ehemaligen Forstamts Zwiesel (heute Fläche des Nationalparks Bayerischer Wald) in einer heimlichen Aktion Luchse wahrscheinlich karpatischen Ursprungs freigelassen. Wieviele Tiere genau ausgesetzt wurden, ist bis heute unklar - man darf von 5 bis 7 Individuen ausgehen.

Die damalige Auswilderungsaktion war nicht genehmigungspflichtig. Allerdings geschah sie unabgestimmt und hat deshalb sehr zum Misstrauen der Jäger und Landwirte gegenüber dem Artenschutz beigetragen. Bis heute ist diese 'zwischenmenschliche Altlast' zu spüren und nährt hartnäckig den Vorwurf, Luchse würden nach wie vor illegal ausgesetzt.

In den achtziger Jahren (1982-1989) werden auf tschechischer Seite in einer offiziellen Aktion insgesamt 17 Tiere (sechs Weibchen und elf Männchen) im Bereich des heutigen Nationalparks Sumava freigelassen. Ausgehend von diesem Grundstock hat sich der Luchs seit Anfang der neunziger Jahre in den grenznahen Hochlagen etabliert.