Presseinfo

Presseinfo 1 - Tatort Luchs
Presseinfo 2 - Bearbeitete Projekte in Bayern
Presseinfo 3 - Aufgaben und Hintergrund
Presseinfo 4 - Luchsbiologie

 

Presseinfo 1 - Umsetzung eines länderübergreifenden Luchs-Aktionsplans mit Tschechien  
Projektname Tatort Luchs
Projektlaufzeit 3.2022 - 6.2024
Projektfinanzierung Zu 90% aus Mitteln des Bundesumweltministeriums
Zu 10% über Eigenmittel von Luchs Bayern e.V.

Das Bundesumweltministerium unterstützt die deutsch-tschechischen Bemühungen zur Eindämmung von illegalen Luchstötungen. Das auf zweieinhalb Jahre angelegte Kooperationsprojekt mit Federführung durch den WWF Deutschland möchte das Bewusstsein für Schwere und Ausmaß illegaler Luchstötungen in Bayern und Böhmen fördern. Dazu dient auch der grenzüberschreitende Erfahrungsaustausch mit den tschechischen Projektpartnern. 

 

Presseinfo 2 - Bearbeitete Projekte in Bayern  

2020-2022 | Luchs-Koop

Die Weiterentwicklung der bestehenden Kooperationen mit konstruktiven Kräften aus Jagd, Forst und Naturschutz standen im Fokus des Projekts "Luchs-Koop", das von der Postcode Lotterie und dem WWF Deutschland finanziell unterstützt wurde.

Um den Luchs schützen und auch die nächsten 25 Jahre in Bayern erhalten zu können, braucht es ein gemeinsames Verständnis zu den Gefährdungsursachen und Problemfeldern. Diesen Herausforderungen muss sich das Luchsmanagement stellen, um unter Berücksichtigung der menschlichen Nutzungsinteressen den Fortbestand des Luchses sichern zu können.

Zentral ist und bleibt deshalb die Zusammenarbeit und der Austausch mit Akteuren aus Jagd, Forst und Naturschutz. Außerdem sollte der interessierten Bevölkerung ein Ansprechpartner vor Ort für alle Fragen rund um den Luchs zur Verfügung stehen. Durch eine fachlich fundierte und transparente Information und Öffentlichkeitsarbeit sollen die Menschen vor Ort mit ins Boot geholt und für den Luchs begeistert werden.

 

2017-2020 | 3Lynx-Projekt

3Lynx war ein transnationales Kooperationsprojekt zum Schutz und Erhalt des Luchses in der zentraleuropäischen Region. Während der dreijährigen Laufzeit von Juli 2017 bis September 2020 wurde der im Trans-Lynx-Projekt verfolgte populationsübergreifende Ansatz weitergeführt. Im Fokus stand erneut die bayerisch-böhmisch-österreichische Luchspopulation. Jedoch sollten Synergieeffekte auch für die Luchsvorkommen in der italienisch-slowenischen und der slowenisch-kroatischen Region geschaffen werden. Insgesamt waren elf Projektpartner (s.u.) aus fünf Ländern an dem Projekt beteiligt: Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowenien, Italien.

Im Zentrum des Projekts stand die Entwicklung einer populationsübergreifenden Schutzstrategie für den Luchs. Insbesondere sollten darin Probleme im Luchsschutz- und management, Hauptgefährdungsursachen und mögliche Lösungen adressiert werden. Die konkrete transnationale Umsetzung eines populations- und länderübergreifenden Ansatzes stellte ein Novum in Mitteleuropa dar.

Die elf Projektpartner: Tschechisches Ministerium für Umweltschutz (MoE), Bayerisches Landesamt für Umwelt (BayLfU), World Wide Fund for Nature (WWF Deutschland), Tschechisches Landesamt für Natur und Landschaft (AOPK), Sumava Nationalparkverwaltung (SUNAP), Alka Wildlife e.V., Oberösterreichische Landesregierung (LR OOe), Grünes Herz Europa (GHE), Slowenischer Forest Service (SloFS), Luchsprojekt Italien (PLI), Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (FIWI), Assoziierter Partner: Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Zagreb.

Siehe auch die Projekt-Website unter: http://www.interreg-central.eu/3Lynx

2013-2015 | Bayerisch-tschechisches Trans-Lynx-Projekt

Im Rahmen des bayerisch-tschechischen Kooperationsprojekts "Trans-Lynx" wurden die Artenschutzarbeiten im bayerischen Luchsschutz weitergeführt. Als Projektträger für das zweijährige Projekt fungierte die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern.

Der frühere Projektträger - die Trägergemeinschaft, bestehend aus Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Wildland-Stiftung Bayern und WWF - blieb dem Luchsprojekt als Projektpartner weiter erhalten.

Mit den tschechischen Projektpartnern wurden die Artenschutzbemühungen erstmals großräumig und populationsübergreifend und in grenzüberschreitender Zusammenarbeit angegangen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu dem notwendigen populationsbezogenen Luchs-Management.

2010-2012 | Umsetzungsprojekt Luchs-Managementplan

Die Grundlage für das Umsetzungsprojekt bildete der Luchs-Managementplan, der 2008 durch das Bayerische Umweltministerium veröffentlicht wurde. Der Plan steckt die Rahmenbedingungen für den Umgang mit dieser Tierart ab und skizzierte die Kernaufgaben, die im Umsetzungprojekt zwischen 2010 und 2012 angegangen und weiterentwickelt worden sind.

Die Projektträgerschaft übernahm die so genannte Trägergemeinschaft aus Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und der Wildland-Stiftung des Bayerischen Jagdverbandes. Damit stellten sie sich gemeinsam der Verantwortung für den Luchs in Bayern. Das Projekt hatte Beispielcharakter für eine konstruktive, interessenübergreifende Zusammenarbeit auch bei schwierigen und konfliktträchtigen Themenbereichen.

 

Presseinfo 3 - Aufgaben und Hintergrund  

Seit nun drei Jahrzehnten hat der Luchs im ostbayerischen Raum wieder eine Heimat gefunden. In den Hochlagen des Bayerischen Waldes hat sich der Luchs etabliert und breitet sich nun mehr und mehr auch in Richtung Oberpfälzer Wald und Donau aus. Derzeit beläuft sich der Bestand auf 40 bis 50 Tiere.

Vor allem außerhalb der Staatswaldbereiche sorgt die große Katze für Aufregung, denn ihre Rückkehr wird nicht von jedermann begrüßt. Aufgrund seiner Lebensweise gerät der Luchs manchmal in Konflikt mit den Nutzungsansprüchen verschiedener Interessensgruppen aus Jagd, Forst und Landwirtschaft.

Über ein Jahrhundert nicht mehr in Bayerns Wäldern zuhause, ist der Luchs heutzutage für viele ein unbeschriebenes Blatt. Auf der einen Seite werden deshalb die Schauermärchen aus alten Überlieferungen von der blutrünstigen und heimtückischen Bestie nur zu gerne geglaubt oder kolportiert.

Auf der anderen Seite stilisieren viele Menschen aus dieser Unwissenheit heraus den Luchs hoch zu einem Gütezeiger für eine noch intakte Natur oder gar zum Retter des Waldes. Sie sehen in der Rückkehr des Luchses eine Art Wiedergutmachung an der Natur und erhoffen sich eine Lösung der Schalenwildproblematik.

Extremmeinungen also auf beiden Seiten, nach dem Motto "Nur das glauben, was man glauben will". Ein erfolgversprechender, interessensübergreifender Umgang mit dieser Tierart kann aber nur auf einem fundierten Wissen über ihre Ökologie und Lebensraumansprüche aufbauen.

Das Luchsprojekt Bayern, jetzt Luchs Bayern e.V., hakt gerade hier mit seinen vier Projektzielen ein. Es will ...
  1. den tatsächlichen Luchsbestand erfassen und Populationstrends ermitteln,
  2. die Menschen vor Ort sachlich und fachlich fundiert informieren,
  3. die Toleranz gegenüber dieser Tierart auf der Grundlage von Fakten erhöhen,
  4. mit allen beteiligten Interessensgruppen ein akzeptiertes und langfristiges Miteinander von Mensch und Luchs erreichen.

Dabei leiten folgende Gedanken die tägliche Arbeit:

  • Schutzgebiete reichen in Mitteleuropa als Lebensgrundlage für den Luchs nicht aus. Wegen der hohen Raumansprüche des Luchses sind Nationalparke oder andere Schutzgebiete allein für ein dauerhaftes Überleben einer Luchspopulation zu klein - der Luchs muss auch in der Kulturlandschaft leben dürfen.
  • Der Luchs ist kein Indikator für unberührte Wildnis. Das Vorkommen des Luchses in einer Region zeigt keine intakten Ökosysteme oder gar Wildnis an. Der Luchs kann vielmehr auch in unserer Kulturlandschaft gut überleben.
  • Der Luchs ist ein Indikator für Toleranz in unserer Gesellschaft. Eine ausreichende Toleranz des Menschen gegenüber dem Luchs ist die Grundvoraussetzung für das Überleben der Art in Bayern und in Mitteleuropa.

Im Vergleich zu den Bedingungen während seiner Ausrottung vor gut 150 Jahren hat sich die Situation inzwischen zu seinen Gunsten gewandelt: Die Schaf- und Ziegenhaltung ist stark zurückgegangen, die Tiere werden praktisch nicht mehr in Waldweide gehalten. Die Waldfläche Bayerns nimmt aufgrund der fortschreitenden Extensivierung der Landwirtschaft zu. Und auch die Rehbestände sind deutlich höher als früher.

Die Einstellung gegenüber den großen Beutegreifern wie Luchs, Wolf und Bär hat sich - ausgehend von der städtischen Bevölkerung - verändert: weg von dem Konkurrenzdenken hin zu einer Sicht der Fleischfresser als notwendiger Bestandteil im ökologischen Gesamtgefüge.

Jedoch sind einige Landnutzer nach wie vor sehr skeptisch. Der Luchs wird teilweise als Konkurrent angesehen, der die durch die forstwirtschaftlich geprägte Devise "Wald vor Wild" vielerorts schon reduzierten Rehwildbestände weiter dezimiert.

Eine Kompensationsregelung für nachweislich vom Luchs erbeutete Nutztiere existiert seit Anfang 1998. Pro Jahr werden rund 550 € für Luchsübergriffe auf Schafe und Wild in landwirtschaftlicher Gehegehaltung ausgezahlt.

Im Bayerischen Wald wirkt auch die jüngere Geschichte als große Altlast nach: Die heimliche Aussetzung von Luchsen Anfang der 70er Jahre, ohne Einbezug von Jägern oder Landwirten vor Ort, hat tiefes Mißtrauen gegenüber dem Arten- und Naturschutz entstehen lassen.

Derzeitige Problemfelder lassen sich vor allem auf den zwischenmenschlichen Bereich reduzieren: Unsachlichkeit sowohl auf Seite der Luchsbefürworter als auch auf Seite der Luchsgegner lassen Fronten entstehen, die meist emotional begründet und deshalb nur schwer aufzubrechen sind. Oft muss der Luchs als willkommener Sündenbock für Frustrationen herhalten, die auf Kommunikationsschwierigkeiten und Beharren auf alten Denkmustern gründen.

Dringend notwendig ist eine Versachlichung der Diskussion. Nur so lässt sich wieder ein wechselseitiges Vertrauen aufbauen. Weder eine Verteufelung noch eine Verherrlichung bringen den Luchs weiter. Auf einer sachlichen und fachlich fundierten Basis kann aber ein ehrlicher, interessensübergreifender und langfristiger Umgang mit dem Luchs möglich sein. Genau hier setzen wir an: detaillierte Feldforschung gepaart mit transparenter Öffentlichkeitsarbeit schafft die Grundlage für ein nachhaltig mögliches Miteinander der Ansprüche von Mensch und Luchs in Bayern.

Denn dem Luchs fehlt es in Bayern nicht an Lebensraum, er braucht vielmehr Toleranz und Offenheit von uns Menschen. Dies erreichen wir aber nur, wenn wir es schaffen, die Gräben innerhalb und zwischen den beteiligten Interessensgruppen zu schließen. Der Luchs ist also als einmalige Chance - für uns Menschen.

 

Presseinfo 4 - Luchsbiologie  

Der Luchs ist etwa schäferhundgroß und wiegt um die 20 Kilogramm. Erkennungsmerkmale sind das rot- bis graubraune Fell mit oft ausgeprägten dunklen Flecken, die Hochbeinigkeit, der kurze Schwanz mit schwarzem Ende und die Haarbüschel an den Ohrspitzen.

Luchse sind Einzelgänger, ein erwachsenes Tier lebt im Durchschnitt in einem rund 100 Quadratkilometer großen Revier. Dabei haben die Gebiete der Männchen eine Flächenausdehnung von 150 bis 400 km², in denen dann die Reviere eines oder mehrerer Weibchen miteingeschlossen sind. Weibchenreviere sind, je nach Nahrungsangebot, zwischen 50 und 200 km² groß.

Die Paarungszeit liegt im Spätwinter, die durchschnittlich zwei Jungen werden Mitte Mai bis Mitte Juni geboren. Die Jungtiere bleiben etwa 10 Monate bei der Mutter, müssen dann aber das Wohngebiet der Mutter verlassen und sich eigene Reviere suchen. Die Jungensterblichkeit ist sehr hoch - von zehn Jungtieren überleben nur etwa zwei die Zeit bis zur Selbständigkeit.

Der Luchs ernährt sich bei uns in Mitteleuropa hauptsächlich von mittelgroßen Huftieren, also von Reh, Gämse und Mufflon. Als Pirsch- und Lauerjäger überrascht er seine Beute und springt sie aus kurzer Entfernung an, hetzt sie also nicht wie Hund und Wolf. Als weitere mögliche Beutetiere gelten Hase, Fuchs, Wildschwein, Rotwild, Marder, Katzen, Kleinnager und Waldhühner.

Der Luchs ist an deckungsreichen Lebensraum gebunden. Nur dort kann er sich nahe genug an seine Beute anschleichen und wird auch von uns Menschen weniger wahrgenommen. Er nutzt nicht nur große geschlossene Waldungen, sondern auch kleinstrukturierte Wald-Feld-Landschaften mit einer meist höheren Rehdichte. Die Chancen des Luchses in den Bayerischen Wäldern stehen - bezüglich des Lebensraumes - durchaus gut.

Mehr zum Luchs und zu Luchs Bayern e.V. unter www.luchs-bayern.de

Wie können Sie mithelfen?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie dem Luchs helfen können.
mehr