Das soziale Gefüge einer Luchspopulation
Die Grundeinheit für die Sozialstruktur der Luchse sind die Wohngebiete der Luchsweibchen ...
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Raumbedarf und Sozialverhalten

Der Luchs ist eine einzelgängerische Katzenart, d.h. Männchen und Weibchen leben im gleichen Gebiet, gehen aber getrennte Wege. Trotz dieser einzelgängerischen Lebensweise bewegt sich der Luchs in einem Sozialgefüge, das neben der Grundeinheit des Mutter-Jungtier-Verbandes auch zeitweisen Kontakt zwischen den Geschlechtern und auch regelmäßiges Informieren über den Status der Nachbarn beinhaltet.

Luchse brauchen viel Platz    
Luchsweibchen haben Territoriengrößen von 50-200 km², Männchen zwischen 150 und
400 km². Das Territorium eines Männchens überlagert das von ein bis zwei Weibchen, selten auch von drei Weibchen.
 
 
Luchse regeln ihre Dichte selbst
Luchse verteidigen ihre Territorien (auch genannt Wohngebiete oder Reviere) gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen. Auf diese Weise sichern sie sich die überlebensnotwendigen Ressourcen: eine ausreichende Nahrungsbasis, Rückzugsgebiete für die Jungenaufzucht und den Zugang zu Geschlechtspartnern.

Das Territorialverhalten der Luchse sorgt mit seiner Funktion der Ressourcensicherung für eine an den Lebensraum angepasste Luchsdichte. Damit bestimmt die Lebensraumgüte (Beutetierdichte und verfügbare Habitatelemente) wie groß Luchsterritorien sind. Also eine natürliche Selbstregulation.

Die Reviernutzung der einzelnen Tiere ähnelt einem Netz mit Knoten. Dabei spiegeln die Knoten die Lieblingsgebiete wie ruhige Tageslager oder bevorzugte Jagdorte wider. Die Stränge dazwischen sind die Wege, auf denen die Luchse zwischen ihren favorisierten Plätzen hin und her wechseln.
     
Die "Ampeln" der Luchse    
Männchen und Weibchen kommuni-zieren über Lautäußerungen und Duftmarken aus Urin. Die Duft-marken werden an auffälligen Punkten im Revier oder an dessen Peripherie gesetzt. Häufig markiert werden z. B. Felsbereiche, Wurzel-teller oder Holzstöße an Wegen.
 
Sie dienen sowohl der innerartlichen Kommunikation zwischen den Geschlechtern als auch der Revierabgrenzung gegenüber benachbarten, gleichgeschlechtlichen Luchsen.


 

 

 

Frische Harnmarken bedeuten, dass das Gebiet für andere Tiere tabu ist, die Ampel quasi auf Rot steht. Alte Harnmarken oder aber Objekte ohne Harnmarken dagegen bedeuten, dass gerade kein Luchs in dem Revierteil unterwegs ist, die Ampel also auf Grün steht. In der Paarungszeit dreht sich diese Funktion der Harnmarken genau ins Gegenteil um. Frische Markierungen des Geschlechtspartners wirken jetzt nicht mehr abweisend, sondern anziehend.

Junge Luchse haben's schwer    
Luchse sind vorwiegend in der Dämmerung und nachts aktiv. Tagsüber schlafen die Tiere oder betreiben ausgiebig Körperpflege. Das Weibchen zieht ihre im Frühsommer geborenen Jungen alleine auf und betreut diese bis in den nächsten Spätwinter hinein.
Im Alter von 9 bis 10 Monaten müssen die Halbwüchsigen das mütterliche Wohngebiet verlassen und sich ein eigenes Revier suchen.

  Jungluchs

Oft verhungern halbwüchsige Luchse, wenn sie auf sich alleine gestellt sind.   Die Jungensterblichkeit ist bei Luchsen sehr hoch: von vier geborenen Jungen überlebt nur meist nur eines bis zur Etablierung eines eigenen Revieres (i.d.R. im Alter von zwei Jahren). Todesursachen sind Verhungern, Krankheiten wie Katzenseuche oder Räude sowie menschlich bedingte Ursachen wie Verkehrsunfälle oder illegale Tötungen.